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Zehn Jahre Punk-Rock und bye-bye
Von Arne Schenk [07.12.2005, 10.50 Uhr]

Zehn Jahre lang sorgten sie mit gepflegtem Punk-Rock dafür, dass Jülicher Fans des Genres keine kalten Füße bekamen: die Socks (www.socks-punkrock.de). Gleichzeitig mit dem Jubiläum zieht das Quintett auch einen Schluss-Strich unter das ruhmreiche Kapitel der Band. Damit verabschieden sie sich mit einem Konzert am Freitag, 16. Dezember, 20 Uhr, im Jülicher Kulturbahnhof von ihrem Publikum. Einen Festtagstusch und Trauergeleit gleichermaßen geben die für ein paar Auftritte reformierte Punk-Legende „Lord Louis & the Enemy of Man“ sowie die Kölner „Drowning by Number“ mit den Ex-„Bones“-Mitgliedern René Dohmen und Markus Meyer.

Lights out for the Socks

Lights out for the Socks

„Wir waren fünf Freunde und sind immer immer zusammen in den Urlaub gefahren“, erinnert sich Gitarrist und Sänger Dominik Amian zur Geburtstunde der Jülicher Punkrockband „Socks“ „In die Schweiz in den Skiurlaub zu Ostern“, erklärt der andere Gitarrist Cornel Cremer, „da haben wir uns entschlossen, wir machen was zusammen.“ Sänger Markus Uhlenbruck ergänzt: „Cornel und ich hatten vorher schon ’ne Band.“ „Ja, mit meiner Gitarre, die ich zu Weihnachten bekommen habe“, fügt dieser hinzu und zitiert: „Ich bin schon wieder blau, wo bleibt der Pizzajunge...“
„So war das damals“; bestätigt Markus. „Damals“ bedeutet 1995. Ob nun tatsächlich alle zusammen in die Schweiz gefahren sind, lässt sich wohl nicht mehr so genau rekonstruieren. Doch Cornel beharrt: „Nach dem Skiurlaub sind wir in den Bongert 5 bei Mutter Amian einzogen. Dort haben wir uns einen Bandproberaum einerichtet.“ Ein guter Platz, zumal die beiden Sprösslinge Dominik an der Gitarre stand und Manuel hinter dem Drumset Platz nahm.

Kompliziert wurde es lediglich dadurch, dass noch keiner der Jungs einen Führerschein hatte, und somit auch kein Auto. „Das waren unsere schlanken Jahre“, schmunzelt Manu, sein Bruder fügt hinzu: „Schlanke Portemonnaies.“ Neben Domi, Manu, Cornel und Markus waren noch Gitarrist Björn Lövenich und Saxmann René Baron an Bord, der auch noch den Gesang mit übernahm. Markus war für die härteren Parts zuständig, René für die softeren, melodischen.
„Und als wir dann eine Stunde Programm drauf hatten, haben gaben wir das erste Konzert in Kirchberg in einer Garage“, erklärt Cornel. So geschehen am 31. Oktober 1995. Fast genau zehn Jahre ist das her. Das anfängliche „Smelling“ vor den „Socks“ wurde schnell ad acta gelegt.
„Wir haben immer alles selber organisiert“, betont Domi. Genau dies sei die Stärke der „Socks“. Zwei Mal haben sie so schon zu Anfang (Januar und Dezember 1996) die Stadthalle Linnich konzerttauglich gemacht, Bühnenelemente und PA besorgt, Getränke verkauft und hinterher geputzt, alles in Eigenregie und vor allem ohne Auto.

Beides Mal dabei war übrigens die berüchtigte Combo „Ebola“. Fast noch wichtiger: „Beim zweiten Konzert habe ich sie zum ersten Mal gesehen“, konstatiert Uli Becker. Bereits sieben Monate später stand er selbst als Bassist neben den anderen vier Rock’n’Rollern, beim legendären „Hasenheide“-Festival auf dem damals an der Rur gelegenen Broicher Sportplatz. Eine Kombi aus Punkmegakonzert und Fußballturnier. Die „Socks“ spielten sich nicht nur musikalisch an die Spitze der Jülicher Musikszene heran, sondern auch sportlich: Sie wurden Zweite hinter D-Sailors.
Dann fing die Autozeit an. Cornel ist der erste mit Führerschein, also macht er die ersten Touren. „Nachdem Cornel den Führerschein hat, ist er nicht mehr gefahren“, stellt Dominik fest. „Doch, einmal“, kontert der Angesprochene. Konzerte und Locations wurden von da ab immer interessanter, ob das Partisan-Festival im Neusser Geschwister-Scholl-Haus im März 1998 oder zwei Monate später das Loud’n’Proud in der Jülicher Stadthalle mit den Wohlstandskindern, D-Sailors, Manticor und Insanias.

Und dann gibt es die Socks auch in Silber zum Mitnehmen und Hören im nicht mehr so ganz stillen Kämmerlein. Nachdem bereits 1996 und 1998 die Tapes „Allalei“ und „The Socks“ einen wüsten Einblick in das Schaffen der Punkrocker gegeben hat, nimmt die Truppe 1999 bei Rick Opgenoorth in Holland das erste amtliche Teil auf: die CD „Tap it easy“ mit den Knallern „Waiting for the Bus“ und „Too drunk to drink“. Die Release-Party steigt im Café Lila des Bonhoefferhauses. „Schade, dass es das so nicht mehr gibt“, meint Cornel, „weil das schon eine Institution für Jülich war.“

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Cornel Cremer, Markus Uhlenbruck, Manuel Amian, Uli Becker, Dominik Amian

Cornel Cremer, Markus Uhlenbruck, Manuel Amian, Uli Becker, Dominik Amian

Die CD gibt der Gruppe einen weiteren Schub nach vorn. Im Oktober 99 geht es ab in den wilden Osten fast bis an die polnische Grenze, nach Wernigerode und Arnsberg mit Acts wie den Heideroosjes und ZSK: „Da waren die noch nicht groß.“ Und hernach gar in die Schweiz: „Ausverkauft!“ freut sich heute noch Dominik, Cornel fügt hinzu: „Die dachten, wir wären der große Act aus Deutschland und haben uns auch so gefeiert, mit Hotel, Catering, unglaublich. Eine Gage, die wir vorher und nachher nie mehr bekommen haben.“ „Und ordentlich CDs haben wir dort verkauft“, erklärt wiederum Domi.

Dann ein erster Rückschlag: Beim Konzert in Leichlingen im April 2000 stellt Manu fest: „Ich habe Schmerzen in der Hand.“ Es wird so schlimm, dass ihm Martin Bachner den Stick mit Gaffa an die Finger taped. Auf dem Rückweg wird der Schlagwerker direkt im Krankenhaus abgeliefert. Diagnose: Kahnbeinbruch. Bis Ende Juni springt Daniel Ningelgen für ihn ein.
Dafür geht es in der Originalbesetzung ab 30. September auf Deutschlandtournee mit D-Sailors von Karlsruhe über Mannheim, Augsburg und München bis nach Siegburg: „Zehn Tage, zehn Konzerte, jede Menge Spaß und tolle Stimmung. Wir haben viele Leute dabei kennengelernt“, erinnert sich Manu.

2001 zieht es das Quintett wieder nach Holland ins Studio. Die CD „Unbelievable News“ wartet. Und immer noch organisieren die Söckchen den ganzen Laden selbst, vom Booking der Konzerte über die Promotion bis zur CD-Produktion. Sogar einen Vertrieb tun die Jungs auf. Damit lässt sich die CD in jedem Plattenladen Deutschlands bestellen. „Damit wurde alles noch ein bisschen größer.“ Die Socks erhalten Angebote als Support-Act für größere Bands.
Einer der absoluten Höhepunkte: Der Support der Donots in Wiesbaden vor 1000 Zuschauern im März 2003. Zuvor veröffentlichen die Socks noch ihr letztes richtiges „Baby“: die Single „Time is right/Total egal“ auf blauem Vinyl. „Wir wollten unbedingt eine Schallplatte herausbringen“, bemerkt Cornel, „aber sie läuft nicht mehr gut, weil keiner mehr einen Plattenspieler hat.“ Einzelne Songs finden sich daneben noch auf diversen Samplern von den Punk Chartbusters bis zu den Jülichsamplern. „Don’t you want me“ hat es sogar auf den japanischen „Imperial Records Sampler“ geschafft.

Doch allmählich passen die Söckchen den Trägern nicht mehr so recht: „Im letzten Jahr wurde es immer schlimmer, jeder wohnt oder arbeitet woanders. Es ist schwer, Probetermine zu finden“, fasst Cornel die Entwicklung der Formation zusammen. „Mit dem Konzertermin wird auch der Probetermin festgelegt. Der ist dann am Mittwoch davor“, erzählt Manu, „außerdem haben wir seit zwei Jahren dasselbe Programm.“ „Wir haben keine Lust, dass uns die Lieder irgendwann aus dem Hals heraus hängen“, meint Domi, und Cornel gibt zu: „Und das kommt jetzt langsam."
Zuvor verabschieden sie sich aber noch von ihrem Publikum mit einem Konzert am Freitag, 16. Dezember, 20 Uhr, im Jülicher Kulturbahnhof. Als musikalische Gäste sind die für ein paar Auftritte reformierte Punk-Legende „Lord Louis & the Enemy of Man“ sowie die Kölner „Drowning by Numbers“ mit den Ex-„Bones“-Mitgliedern René Dohmen und Markus Meyer (www.drowning-by-numbers.de).

Lesen Sie weiter in Teil 2


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