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Belle Chaos: Schönes Durcheinander mit starken Stimmen
Von Arne Schenk [14.05.2007, 15.33 Uhr]

Das schönste Durcheinander ist weiblich und findet auf der Bühne statt. „Belle Chaos“ nennen sich vier eigenwillige Stimmen, nach eigener Aussage eine „A Cappella Truppe mit zwei ständigen Gastgitarren“. Für den Namen zeichnet Betti Gutrath verantwortlich: „Das ist eigentlich mein Name, den habe ich für mich selbst ausgedacht.“ Weil aber die Bezeichnung so prima auf das Rest-Quartett zutraf, wurde sie einfach übernommen. „Jeder hat seine chaotischen Kanten und Ecken“, betont Martina Pohl. Virginia Lisken ergänzt: „Schön sind wir alle, wir sorgen an jeder Ampel für Chaos.“ Schöne Ecken eben. Zur Erheiterung der Geschlechtsgenosseigen fügt Gisela Neumann hinzu: „Runde Ecke vor allem.“

Das schönste Durcheinander ist weiblich

Das schönste Durcheinander ist weiblich

Durcheinander herrscht passenderweise auf den Proben. Da wird nach Texten, Kapodaster, Plektren oder auch schon mal nach Schüsseln mit Essensresten gefahndet, anstatt Musik gemacht. Das einsetzende Gelächter beweist im Kontrast zur Unordnung eine aufgeräumte Stimmung in der Damenkapelle.

„Krisensitzung“ bestand als Alternativvorschlag, weil zu ebensolchen die Proben zunächst gerieten. Da wurden Beziehungsprobleme gewälzt, denn immerhin dreiviertel Belle Chaos ist geschieden oder lebt getrennt. Bei der übrigen gibt es eher Stress mit dem Nachwuchs. Deswegen hält Gisela fest: „Das bezieht sich nicht nur auf die Männer, sondern auf sämtliche zwischenmenschlichen Beziehungen.“ Worauf Martina meint: „Wir haben unsere eigenen ‚Frauen helfen Frauen’.“
Damit ist gleichzeitig die Brücke zur Premierenvorstellung der Chaotinnen geschlagen. Auf der 20-Jahres-Feier des Vereins „Frauen helfen Frauen“ präsentieren sie sich am Mittwoch, 23. Mai, 18 Uhr, mit einem Sonderprogramm im Kulturbahnhof. Genau dort, wo einst die Wiege des Quartett stand, als es noch auf den Namen „Lilac Socks“ getauft war.

Zuvor spielten Gisela und Betti seit fast zehn Jahren zusammen. Martina war ebenfalls seit fast drei Jahren an Bord, als Virginia im Januar 2000 dem Trio einen Auftritt zum Zehnjährigen des Frauennetzwerkes vermitteln wollte. Ihr eigenes Duo war nämlich gerade geplatzt. Gisela, Martina und Betti sagten spontan zu, allerdings unter einer Bedingung: dass Virginia mitmacht.
Gesagt, getan. Bei der Suche nach einer Bezeichnung wurde „Lilac Socks“ genommen, schließlich galt es ja nur für diese einmalige Geschichte. Weit gefehlt. Immerhin zwei Jahre lang sorgten die Damen für Furore bei 20 bis 30 Auftritten in Düren und Jülich. Egal, ob Handwerkerinnenmarkt oder Open-Air-Kino und Saisonabschluss im Brückenkopf-Park: Jedes Konzert zog Nachfolgeauftritte mit sich, erinnert sich Virginia: „Wie der Stein, der ins Wasser geworfen wird und immer größere Kreise zieht.“

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Martina Pohl, Betti Gutrath, Gisela Neumann, Virginia Lisken

Martina Pohl, Betti Gutrath, Gisela Neumann, Virginia Lisken

Doch dann begann sich das Rad zurück zu drehen. Zuerst verließ Virginia die Band, dann Martina. „Dann war es so, wie es angefangen hat: Betti und ich“, resümiert Gisela. Doch persönlichen Krisen waren nicht ausschlaggebend: „Wir hatten keine Probleme miteinander. Wir heißen ja nicht ‚Spice Girls’ oder ‚Take that’ ohne Robbie Williams.“ Gab es zuvor zu wenig Zeit, um ein neues Programm zu erstellen, nahmen Arbeit, Weiterbildung und andere Pflichten auch noch das letzte bisschen Freiraum zum Musik machen.
Da der Kontakt jedoch nie abriss, wagten die Vier nach fünf Jahren einen Neuanfang. Der alte Name passte nicht mehr, dafür der neue umso besser. „Vorher waren wir auch schön, jetzt haben wir auch die Reife dazu“, bekräftigt Gisela. „Frauen über 40 sind sowieso die schönsten. Ist doch so?“
„Wir sind eigentlich eine homogene Truppe“, erklärt Virginia. „Wie ein Puzzle, ein Teil passt zu den anderen.“ Das stimmt auch für die vokalen Parts. Gisela ist für Oldies von Creedence Clearwater Revival bis Barry Manilow zuständig und übernimmt den tiefen Gesang. Martina mit der hohen Stimme bevorzugt Folk-Pop à la The Corrs, Katie Melua, Tracy Chapman. Virginia steht auf 80er-Jahre-Pop-Rock und modernes Songwriting in Richtung Travis, Calexico und Reamonn. Sie teilt sich mit Betti die mittlere Stimmlage. Letztere besitzt eine Vorliebe für deutsche Sachen von Rosenstolz über Klaus Hoffmann bis zu Annett Louisan. Und natürlich Misfits, der gemeinsame Nenner der chaotischen Schönen.
„Jeder hat seiner Schwerpunkte, aber irgendwo treffen wir uns“, erzählt Betti. Gleichzeitig versuchen sie, den Songs einen neuen Ausdruck zu verleihen, auch über die Belle-Chaos-Mehrstimmigkeit. Auftritte und eine Homepage sind geplant. Damit will die Jülicherinner-Band ganz groß rauskommen. Ob es gelingt, wird die Zeit zeigen, denn das Leben ist eine Wundertüte. Eines ist sicher, unterstreicht Gisela: „Wir geben Gas.“

Belle Chaos, gegründet Frühjahr 2007:
Betti Gutrath - Gesang, Gitarre
Virginia Lisken - Gesang, Gitarre
Gisela Neumann - Gesang
Martina Pohl - Gesang


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