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Volltreffer zum KuBa-Geburtstag
Von Arne Schenk [30.10.2006, 18.29 Uhr]

Begeisterte Zuschauer feiern drei tolle Bands, den zehnjährigen Geburtstag des Kulturbahnhofs und damit auch sich selbst. In einem ausverkauften Haus ließen sich am Samstag, 28. Oktober, Donots und Co von der ausgelassenen Stimmung mitreißen, sodass Sänger Ingo Donot sich zu der Aussage verleiten lässt, dass sie sich freuen würden, im kommenden Jahr mit neuer Platte wieder Station im Bahnhof zu machen.

Keine Hemmschwelle: Ingo Donot lässt sich von der Menge tragen

Keine Hemmschwelle: Ingo Donot lässt sich von der Menge tragen

„Ich denke, dass die Party gezeigt hat, wo der KuBa steht“, zeigt sich Cornel Cremer, Vorstandsmitglied und Veranstaltungsorganisator bei Kultur im Bahnhof e.V., äußerst zufrieden mit dem Geschenk, dass sich der Verein auch sich selbst gemacht hat. Als Geburtstagswunsch äußert er, dass der KuBa überregional weiterhin seinen guten Namen behielte, was angesichts der riesigen Konkurrenz in Aachen, Köln, Düsseldorf und dem Ruhrgebiet schwierig sei.
„Dass der Laden national bekannt ist und einen positiven Ruf hat, bestätigt uns in unserer Arbeit“, erklärt Cremer. „Nicht umsonst habe wir heute die Donots bekommen.“ Denn eigentlich sei diese Formation schon zu gewichtig für eine Größenordnung wie den Bahnhof. „Die bekommen in Köln Hallen voll, die sind vier Mal so groß.“ Aber sie gehörten zu einer Handvoll Bands, die für das Zehnjährige in Frage kamen, mit einem klangvollen Namen und gerade noch erschwinglich. Am liebsten hätte er die Toten Hosen engagiert, aber die seien halt eine Nummer zu groß: „Vielleicht zum 20.“
Die Verpflichtung des „kleinen Bruders“ erwies sich indes als Volltreffer. Von 0 auf 100 schießt das Publikum bereits bei der Ankündigung der Donots, die ebenfalls aus dem Stand mit „Watch you fall“, „Get the Noise“ und „Oh yeah, oh yeah“ eine Breitseite nach der anderen feuern, ohne dass ihnen die Munition auszugehen scheint. Drummer Eike rackert wie ein Beserker und schickt seine Mannen immer wieder nach vorne an die Zuschauerfront, wo sich insbesondere Sänger Ingo, Gitarrist Guido und Bassist Jan Dirk ein ständig wechselndes Stellungsspiel vollziehen.
Immer in Bewegung, lediglich der zweite Gitarrist Alex wirkt ein wenig wie ein statischer Ruhepol, was sich allerdings auch nur im Vergleich zu seinen Mitmusikern bewahrheitet. Einem Bühnenprofi wie Ingo zu folgen, gleicht einerseits auch dem Bemühen, einem Triathleten nicht von der Seite weichen zu wollen. Zielsicher zieht er etliche Register der Live-Kunst, lässt sich von seinen Fans auf den Händen tragen, sodass er stehend über ihnen thront oder quer durch die Halle bis zur Theke und zurück gleitet, nur um auf diese Weise ein Bier zu holen.
Die Songs allein bräuchten so ein Brimborium indes nicht. Nicht umsonst könnte sich die Band auf den Top20- und Top30-Charts-Platzierungen ihrer CDs ausruhen. Dennoch schleudert das Quintett ihre Metal-Punk-Rock-Juwelen à la „Room with a View“, „Whatever happened to the 80s“ (mit „Kids in America“-Einlage) und „We’re not gonna take it“ in Körper, Arme und Beine, lässt die Feiernden pogen, schwofen und mitsingen.

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Jupiter Jones mit Mundharmonika-Mann

Jupiter Jones mit Mundharmonika-Mann

Dabei musste das Publikum zuerst einmal geweckt werden. „Wir sind wohl zu cool für Euch“, mutmaßte Toto, Sänger und Gitarrist bei „Skin of Tears“, die als Eisbrecher einen außerordentlich guten Job hinlegten. Dies nahmen sich wohl auch die Rocker vor der Bühne zu Herzen und schüttelten in den beiden Songs „Day by Day“ und „Nightwatch“ nach Totos Ansage sämtliche Hemmungen vom Leib. Mit ihren schneidigen Songs samt deren cleveren Arrangements sorgten die Tears ihrerseits für die passende Party-Bühnen-Stimmung.
Karibische Klänge und Ska-Rythmen in „Time’s up“ oder Sing-along-Refrains zu Punk-Rock-Riffs wie bei „Wild World“ versetzten die Skins mit einem eigenwilligen Spitzbuben-Charme, der schier unwiderstehlich erschien. Dabei mochte das akzentuierte Zusammenspiel von dem hervorragenden Drummer Andi mit Totos Gitarrenspiel und die druckvollen Bassläufe von Krusty nicht verhehlen, dass hinter all der Spaßtruppe eine versierte Musikermannschaft steckt.
Gleiches gilt für den Deutsch-Punk-Pop von Jupiter Jones, der wohl kontroversesten Combo des Abends. Für die einen schippern sie allzu gefährlich nah an Pur-Abenteurland-Gewässern, für die anderen sind sie eine ehrliche Rockband mit emotional-assoziativen Texten. Auf jeden Fall sind sie eine sehr gute Live-Formation, bei denen auch Donot-Ingo keine Scheu hat, seinen Part zu „Zusammen im Schlaf“ genauso wie im Studio zu schmettern. Der einzige Nachteil dabei lag darin, dass der bandfremde Shouter dem eigentlichen Simmorgan Nicholas Müller alias General Johnny Louis Jones glatt die Show stiehlt. Dieser allerdings nimmt die ganze Sache gelassen, scheint sich selbst lediglich als Transportvehikel für seine Songs zu sehen, wobei ihm Gitarrist Sascha Eigner, Bassist Klaus Hoffmann und Schlagzeuger Marco Hontheim kongenial zur Seite stehen. Und weil es so schön geklappt hat, wird ein weiterer Partygast integriert, den Jupiter Jones beim vorangegangenen Konzert kennengelernt haben. Sein großmaulig in Pünderich an der Mosel gebenes Versprechen: „Ich kann die Mundharmonika bei ‚Kopf hoch, Arsch in den Sattel’ spielen“ darf Bapo in Jülich spontan umsetzen. Ungeprobt auf die Bühne – und es funktioniert. Keine Scheu vor Experimenten.
Auch dem KuBa-Team gab dieser Testballon Recht. Wer mit so einem Geschenk nicht nur sich selbst, sondern auch Hunderte von Gästen beglückt, der darf so feiern. Wenn der Erfolg nicht nachlässt auch in zehn Jahren. Vielleicht dann mit den Hosen?

Donots on stage für 10 Jahre KuBa


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