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Wiedersehensfreude und Abschiedsschmerz
Von Arne Schenk [24.12.2005, 11.55 Uhr]

Was für ein Abend, was für Emotionen! Nostalgiegefühle, Wiedersehensfreude und ein wenig Abschiedsschmerz überlappten sich in der rauchschwangeren Kneipenluft des Kulturbahnhofs, als die Bands „Socks“, „Lord Louis & the Enemy of Man“ und „Drowning by Numbers“ die Bude rockten. Und vor allem eins war angesagt: Party, Party und nochmals Party.

Die Lord-Louis-Tycoons Frank Krückel und Detlef Keil

Die Lord-Louis-Tycoons Frank Krückel und Detlef Keil

Das Generationen übergreifende Publikum erlebte einen geschichtsträchtlgen Moment von „Rock City Jülich“, wie sich die hiesige Szene selbst betitelt. Viele reifere Semester mischten sich unter die Nachwuchspunx. Dafür war auch die Kölner Formation „Drowning by Numbers“ verantwortlich. Fast zu einem Revival der legendären „Bones“ kam es da auf der Bühne, denn neben Mastermind René Dohmen (Gesang/Gitarre) und Markus Meyer (Bass) nahm auch die einstige Drummer-Frau Saskia von Klitzing auf dem Podest Platz, wenn auch nur aushilfsweise.
Doch daneben stand mit Freddy Latz auch ein zweiter Gitarrist anstelle eines Keyboarders auf den Brettern und Frauenstimmen hört man vergeblich. Schließlich sind dies nich die Bones. Und so klingt es auch eher nach „Gang of Four“ als nach „B52s“. Mit pumpendem knalligem Bass und peitschendem groovigem Schlagwerk kamen die Indie-Pop-Kracher ausgesprochen frisch und modern und vor allem sehr professionell rüber. Und immer wieder wurden die Songstrukturen aufgelockert, mal mit tragenden Elementen wie einem 7/4tel-Rhyhtmus oder einer ungewöhnlichen Akkordfolge dann mit kleinen Gimmicks wie einer kurzen E-Bow- oder Space-Echo-Passage. Einmal warfen sie auch einen Leckerbissen für die Pogo-Fraktion aus. Bei „Lose Control“ war tüchtig Bewegung auf der Tanzfläche.
Dieser Klientel boten die anderen beiden Bands natürlich mehr Futter. So auch die Paten des Jülich-Punks „Lord Louis & the Enemy of Man“. Im Gegensatz zu den Numbers hatten sie ausschließlich alte Lieder im Gepäck, genau das, was die Fans erwarteten. Mit ihren Hits wie „Upside down“ oder „Jesus“ entlockten sie so manches Tränchen den Augen der Beobachter. Ja, wie damals. Nur viel besser. Eine derartige geschlossene Vorstellung hatten die Louis früher selten geliefert. Wie eine Siegermannschaft waren sie auf den Punkt fit und spielten auch so. Als perfekt aufeinander eingespieltes Team präsentierten sich Frank Krückel (Gesang, Gitarre), Detlef Keil (Gitarre, Gesang), Christoph Heck (Bass, Gesang) und Olaf Röder (Schlagzeug). Mit im Gepäck hatte sie natürlich auch „Bad Days“, das seinerzeit eine Art Brückenschlag zwischen alter und neuer Punk-Generation darstellte.

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Letzte Runde Sitz-Pogo mit den Socks

Letzte Runde Sitz-Pogo mit den Socks

Zu letzerer gehörten eindeutig die „Socks“ bis genau zu diesem Konzert. Denn auch sie haben zehn Jahre auf dem Buckel und nahmen dies als Anlass, von der Bühen abzutreten. Nicht, ohne vorher noch einmal alles zu geben. Von „Where’s the Key“ über „Weed of Society“ bis zur „Letzten Runde“ spielten sie noch einmal alle Hits ihrer erfolgreichen Geschichte. Quirlig wie eh und je rotierten Markus Uhlenbruck (Gesang, Trompete), Dominik Amian (Gitarre), Cornel Cremer (Gitarre) und Uli Becker (Bass) um Drummer Manuel Amian herum über jeden trittbaren Fleck auf der Bühne und versetzten ihr Publikum in einen Pogorausch.
Als Unterstützung holten sie sich zu den Zugaben auch noch Gastsänger nach vorne. Stimmkräftig gaben Ex-„Cheese&Onion“ Guido Dressen und „Squibs“ Daniel Eicker sowie „Riots“-Sänger Thomas Erwen das letzte Geleit. Es werde schwer, die Lücke zu schließen, die die Socks hinterließen, betonte Erwen. Vielleicht sollten die Punk-Söckchen eine Bemerkung von Lord Louis Chris Heck beherzigen: „Wir haben uns nie aufgelöst. Wir haben einfach fünf Jahre lang kein Konzert mehr gegeben.“ Dann könnte man die Socks eines Tages wieder live erleben.


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