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Hochwertiger Punk, Metal und Rock aus Region und Land
Von Arne Schenk [15.09.2005, 09.25 Uhr]

Hambach. Prominent besetzt war das zweite Hambach Rock Open-Air-Festival mit den Punk-Rock-Top-Acts „ZSK“ und „Not-available“, die dem Publikum in den späten Abendstunden kräftig einheizten. Doch auch sonst hatten die Veranstalter ein gutes Gespür für qualitativ hochwertige Bands, die (noch) keinen großen Namen hatten. (Siehe auch JAM-Galerie "Hambach rockt zum 2.")

Mit inbrünstigem Shouting bewies Kristian Kannengießer auf dem Hambach Rock, dass New Noise Crisis ein mehr als überzeugender Show-Act ist.

Mit inbrünstigem Shouting bewies Kristian Kannengießer auf dem Hambach Rock, dass New Noise Crisis ein mehr als überzeugender Show-Act ist.

Etwas unverständlich war hingegen, dass sämtliche lokale Gruppen bereits in der ersten Hälfte antreten mussten. Zwar sind Formationen wie „Bonk!“, „Organic“ oder „Pencilcase“ unbestritten technisch äußerst versiert, dürften aber in hiesigen Gefilden nicht über einen großen Bekanntheitsgrad verfügen. Musikalisch war jedoch wenig zu kritisieren. Die Jülicher „The Squibs“ fanden sich rasch und überzeugend in ihre Rolle als Eisbrecher ein und packten die Punk-Dampframme aus. Mit Volldampf krachten die vier Daniels (inklusive Bass-Ersatz Dohmen) und der eine Sven durch Böller wie „Rock City“ oder „Faster Faster“.

„My Grace“ mit den einstigen Stetternicher Gebrüdern Jens und Jörg Klemenz haben längst alles Amateurhafte abgestreift. Mit Hitparade-tauglichem Songmaterial à la „Almost asleep“ oder „Universal Pictures“ segeln sie mittlerweile souverän in Mainstream-Gewässern ohne dabei Wucht und Drive vermissen zu lassen. Die eingängigen Melodielinien von Anne Hanneken, die intelligenten Songstrukturen Saitenspezialisten Sebastian Stadler, Sascha Becker und Jens Klemenz sowie Jörg Klemenz’ clevere Beats klebten in den Gehörgängen „like chewing-gum“.

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Stillstand kennen „The Riots“ überhaupt nicht. Auch auf dem Hambach Rock geht es bei ihnen auf der Bühne rund.

Stillstand kennen „The Riots“ überhaupt nicht. Auch auf dem Hambach Rock geht es bei ihnen auf der Bühne rund.

Von ganz anderem Kaliber sind die Stücke der Düren-Indener „New Noise Crisis“. Als ob jeder der Beteiligten einem permanenten Leistungsnachweise liefern müsse oder sonst tot umfiele, rackerten sie sich ab, Uwe Maletz mit Knüppel-Drum-Stakkato, Dennis Stevens mit brachialem Slap-Bass-Donner und Dominik Göbbels mit perkussivem Gitarren-Noise. Marco Engel ließ es derweil an den Turntables sirren, quietschen und pfeifen oder Wortfragmente („Here we go now“) ertönen, aber immer passend zu einem Beat, einer Melodie oder um einen Freiraum zu füllen.

Derweil ließ Sänger Kristian Kannengießer den Überdruck durch gezieltes Shouting entweichen. Wenn dann einer der wohl überlegten Stops oder Half-Time-Passagen einsetzte, war das wie die ernüchternd-kalte Dusche nach dem schwitzenden Saunagang. „In einem Review stand, wir hätten keine Musik für Mädchen, und ich glaube, wir haben es wieder nicht geschafft“, charakterisierte Vokalist Kristian Kannengießer in der Ansage zum neuen „Playground“ passenderweise die metallische NNC-Musik.

Ähnlich heftig, aber im Punk-Terrain verwurzelt sind die Jülicher „The Riots“. Typisch sind für sie die hymnischen mehrstimmigen Schreigesangsparolen „Riot“ und „Don’t tell me“ von Leadsänger Thomas und Gitarrist/Sänger Basse. Auch sie scheinen permanent auf der Flucht, stehen nie ruhig, werden von der Musik getrieben, die sie selber von sich weg schleudern. Ein perfekter Show-Act mit gezielt hingerotzten Licks und Phrasen, sodass überall, wo diese auftreffen, die Füße hoch gepogt werden müssen, um nicht aus zu rutschen. Gitarrist Maju und Bassist Falko verstehen sich offensichtlich nicht nur instrumental ausgezeichnet, denn immer wieder finden sie sich auf der Bühne zum Wechselspiel zusammen. Gemeinsam mit dem routiniert tollwütigen Schlagzeuger Kriens und einem ausgelassenen Basse bilden sie das perfekte Konglomerat für die Ausbrüche von Thomas.

So braucht sich die regionalen Bands nicht vor den großen Namen verstecken. Im Gegenteil: Mit diesem Festivalprogramm dürften die Organisatoren Maßstäbe für kommende Events gesetzt haben.


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