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Tiefgründiges unter leerer Oberfläche
Von Arne Schenk [13.08.2005, 20.54 Uhr]

Warum ist die Oberfläche so leer? Dumme Frage, klare Antwort von Bassist Alex Friess: „Weil nichts drauf steht.“ Na klar. Die Jülicher Band „Empty Surface“ habe lange gebraucht, um einen Namen zu finden. „Wir haben etwas gesucht, was frei interpretierbar ist und sich gut anhört“, sagt Alex, und: „Eine leere Oberfläche impliziert das verborgene Unbeschriebene.“ Ein sehr großer Interpretationsspielraum, leeres Angesicht, ausdrucksloser Gesang. Alle lachen, außer Mäntz: „Ich versuche zu lachen.“ Ob Ausdruck oder nicht, der Zuhörer wird sich sein eigenes Urteil bilden. Und es wird sich nicht zum Nachteil des Vokalisten auswirken.

Eine der interessantesten Newcomer der Jülicher Szene sind Alex Friess, David Breuer, Thomas Tretter, Michael Mäntz und Christian Charl (v.l.).

Eine der interessantesten Newcomer der Jülicher Szene sind Alex Friess, David Breuer, Thomas Tretter, Michael Mäntz und Christian Charl (v.l.).

Früher war Christian Charl der Schlagzeuger. Dann wechselte er allerdings an die sechs Stromsaiten. „Daran ist Mäntz schuld.“ Denn davor war der Sänger für die zweite Gitarre zuständig. Aber: „Ich bin typisch männlich. Ich kann nicht zwei Sachen gleichzeitig.“ Drummer David Breuer fügt hinzu: „Es ist das Problem, das viele Sänger haben, die Gitarre spielen. Es verleitet sie, immer wieder auf das Griffbrett zu schauen, während man singt.“ Charmanter klingt da Charls Erklärung: „Das gesamte Kunstwerk Mäntz ist allein mit dem Gesang vollendet.“ Mäntz bleibt Mäntz, wenn er singt und lacht.

Für Musik und Text ist Thomas Tretter verantwortlich, zumindest zu etwa 90 Prozent. Den Rest liefert Michael Mäntz. „Michael schreibt auch. Meistens nerve er aber so lange mit der Gitarre, bis TT diese ihm wegnimmt, und selbert komponiert. „Thomas hat die Kunst, innerhalb von zweit Tagen einen richtig guten Song zu schreiben“, bemerkt Charl. „Den letzten zwischen Café Latte und drei Zigaretten“, erzählt Tretter. Allerdings sei es „nur“ ein Text gewesen, „Epithymia“. „Das ist altgriechisch für ‚Verlangen’“, offenbart der Komponist. „Ich habe ihn eingeenglischt. Keine Ahnung, ob das existiert.“ Allerdings sei nur der Titel der toten Sprache entlehnt. „Ja, bitte“, stöhnt Mäntz, dem es offensichtlich ganz schwummrig bei dem Gedanken wird, dies singen oder sogar auswendig lernen zu müssen. „Wir versuchen, uns da schon etwas bei zu denken“, bekräftigt TT, schränkt gleichzeitig ein: „Es ist aber nicht Alles ernst gemeint, so wie halt die Stimmung ist.“

Offizieller Bandleader ist Christian Charl. „Irgendwer muss es machen“, meint Alex. „Er hat mit Thomas die Band gegründet.“ Immerhin hat die Band den Proberaum über ihn bekommen. Und außerdem: „Er hat halt rote Haare“, betont Alex. „Da kann man sagen: ‚Geh’ halt zu dem mit den roten Haaren.’ Und er macht es ja auch gut.“ „Außerdem sieht er seriöser aus als die Anderen“, ergänzt Michael.

Der erste öffentliche Auftritt in dieser Besetzung ging beim FH-Tag im Brückenkopf-Park über die Bühne. Zuvor wurde eine Generalprobe auf einer Geburtstagsfeier in Echtz nach fünf Songs abrupt abgebrochen. Von der Polizei wegen Lärmbelästigung. Ob es an der Musik lag, ist nicht geklärt. Wohl aber auf jeden Fall an der späten Uhrzeit.

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Beim NoiseLess sind Empty Surface am Dienstag, 30. August, zu Gast.

Beim NoiseLess sind Empty Surface am Dienstag, 30. August, zu Gast.

Nach dem BKP-Auftritt im Mai spielten Empty Surface auf dem Kopernikusstraßenfest und dem Sommerfest der Fachhochschule in Jülich. Im Herbst ist ein Auftritt im Irish Pub geplant, sowie eine Demo-CD mit 12 bis 14 Stücken geplant. „Der Großteil ist fertig“, bestätigt TT, „es fehlen noch zwei bis drei Songs.“

Zwei Jahre existiert die Band bereits. Warum hat es so lange mit ihrem Coming-out gedauert? Wegen Klausuren, Abitur, Bundeswehr und Proberaumproblemen habe die Gruppe halt immer wieder pausieren müssen. „Aber jetzt muss was kommen“, hofft Alex. Zunächst steht das NoiseLess im Kulturbahnhof am Dienstag, 30. August, 20 Uhr, auf dem Programm. „Das wird viel ruhiger“, bemerkt David. „Auch filigraner, dass man auch genau hört, was die Anderen machen.“ „Ab und zu bekommen die Stücke eine andere Struktur“, sagt Thomas, „überhaupt machen wir erstmals etwas mit Tasten live.“ Dann greift er nämlich auch zum Piano. „Das lockert das mal auf, mit dem festgefahrenen Songs etwas Anderes zu machen.“ Vor allem wird es sehr gesangslastig. Dann steht nicht nur Mäntz auch hörbar im Vordergrund, sondern wird auch stimmlich unterstützt von Alex.

„Wir holen uns die Inspiration aus allen Teilen des Lebens und der Kultur“, konstatiert Mäntz. Das betrifft auch die Musik. Ob Rock’n’Roll, Metal, Punk oder eine „Bauernpolka im Folkstil“ („Happy’n’drunk“), die Jungs machen vor nix Halt: „Wir nennen das halt ‚Progressive Retro“. Lediglich der „Elevator Song“ mit seinen „ungewöhnlichen Akkorden“ als „Jazzrock in simplen Zügen“ fiele „etwas aus den stilistischen Rahmen“.

„Gaybar“ wurde bislang auf Konzerten vom Publikum am meisten favorisiert. „Wir haben es auf musiktheoretischen Grundlagen über Stunden erarbeitet“, beschreibt Mäntz das Stück. Übersetzt: „Wir haben bei Proben zwischendurch auf vier Akkorden etwas rumgediddelt.“ Ausgangspunkt war eine Szene aus dem Film „American Pie 3“. Der Text hat sich dann aber eigenständig weiterentwickelt, wie TT unterstützt: „Es dreht sich um alles, was früher verboten war, und man nicht mehr macht, weil es jetzt langweilig ist.“

Empty Surface
gegründet März 2003, in der aktuelle Formation seit April 2005:
Michael Mäntz – Gesang, 12-saitige Akustikgitarre; Christian Charl – Gitarre; Thomas Tretter – Gitarre; Alex Fries – Bass, David Breuer – Schlagzeug.
www.emptysurface.com


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